Stichwort: IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen)...

...ist ein unabhängiges wissenschaftliches
Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen
für Patienten untersucht. IQWIG informiert laufend
darüber, welche Vor- und Nachteile verschiedene Therapien
und Diagnoseverfahren haben können.

Stichwort: DDB (Deutscher Diabetiker Bund):

 

    - Größte Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Diabetes

   -  Kompetenter Ansprechpartner in Sachen Diabetes

   -  Interessenvertretung von Betroffenen für Betroffene in Politik und Gesellschaft

Streitpunkt: Insulinanaloga

Allerdings ist es viel einfacher, die oben beschriebene allgemeine Lebensqualität zu messen, als sehr veränderungssensitive Fragebögen zu konstruieren, die zum Beispiel in der Lage sind, mögliche Unterschiede bezüglich der Lebensqualität bei der Anwendung von Normal- oder Insulinanaloga abzubilden.

 

Und gerade hier schieden sich bei der aktuellen Debatte um die Insulinanaloga die Geister. Betroffene und ihre Vertreter argumentierten, dass aufgrund der angewandten Methodik des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) Aspekte der Lebensqualität keine Berücksichtigung gefunden hätten.

 

So schrieb Manfred Wölfert, Bundesvorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB) "Wenn das IQWIG urteilt, dass Analog-Insuline 'keinen patientenrelevanten Nutzen' aufweisen würden, dann stützt sich diese Bewertung lediglich auf den medizinischen Vergleich mit Humaninsulin. Nicht beachtet wird hier die Kompetenz der Betroffenen - d.h. Lebensqualität, Therapieflexibilität und Dominanz über die chronische Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2.".

 

Folgerichtig unterschrieben sehr viele Menschen mit Diabetes einen Aufruf zur Erhalt der Lebensqualität, der 2006 an das Bundesministerium übergeben wurde.

DDB und IQWIG: Beide haben recht

Auf der anderen Seite hatte das IQWIG sehr wohl auch gründlich geprüft, ob sich aus den Studien patientenrelevante Vorteile für die eine oder andere Insulinart ergeben. In dem Bericht wird jedoch zurecht moniert, dass in den meisten Studien patientenbezogene Daten überhaupt nicht erfasst wurden oder methodisch zumindest sehr fragwürdig.

 

Wenn überhaupt, wurden sehr globale Messinstrumente eingesetzt, mit dem sehr spezifische Unterschiede gar nicht zu erfassen sind. Ein wenig, als wenn man statt mit einem Mikroskop ein Fernglas benutzen würde um die Unterschiede zwischen verschiedenen Schmetterlingen feststellen zu wollen.

 

Somit haben in diesem Streit wahrscheinlich beide Recht: Die Patientenvertreter, die zurecht monierten, dass patientenbezogene Ergebnisse in der Diskussion zu wenig Gewicht hatten, aber auch das IQWIG, die natürlich nur das überprüfen können, was an Studien auch tatsächlich vorhanden ist. Und da muss man feststellen: Der Bericht ist in dieser Hinsicht korrekt und mit viel Sachverstand geschrieben.

 

Jedoch: Kein Nachteil ohne Vorteil. Die Diskussion um die Insulinanaloga hat die Debatte um die Erfassung patientenbezogener Ergebnisse sehr beflügelt. Herr Prof. Gerd Glaeske, Mitglied im Sachverständigenrat für die konzentrierte Aktion im Gesundheitswesen hat dies erst kürzlich auf einer von Herrn Hillenbrand geleiteten Diskussion auf dem Kirchheim-Forum gut zusammengefasst. "Seien Sie doch froh, dass auch durch Institutionen wie das IQWIG endlich gefordert wird, dass bei Studien routinemäßig danach gefragt wird, welchen Nutzen Patienten von einer bestimmten Intervention haben."

 

Und in der Tat werden wir wahrscheinlich schon bald bessere Messintrumente und damit auch bessere Daten zur Verfügung haben, die uns erlauben werden, viel besser zu entscheiden, ob eine bestimmte Therapiestrategie für den Patienten einen tatsächlichen Vorteil bringt und das Leben mit Diabetes erleichtert.


 

Gesundheitspass Diabetes

Aber auch in der Praxis findet ein Umdenken statt. Ausgehend von der Tatsache, dass nicht wenige Menschen mit Diabetes von einer nicht so guten Lebensqualität, öfter auch von Depressionen berichten, wurde intensiv diskutiert, wie denn mit sehr einfachen Methoden die Lebensqualität nicht nur in Studien, sondern auch in der Praxis erfasst werden kann.

 

Geeinigt hat man sich auf einen sehr kurzen Fragebogen, den WHO 5, dessen Einsatz nicht nur in den deutschen Leitlinien, sondern auch den internationalen Leitlinien der Internationalen Diabetesvereinigung (www.idf.org) empfohlen wird. In der neuen Ausgabe des Gesundheitspasses Diabetes ist dieser Test bereits enthalten. Den Gesundheitspass erhalten SIe im Kirchheim-Verlag, Mainz.